Seit über einem Jahr beeinflusst die Covid19-Pandemie unser aller Leben massiv. Der Klimawandel bereitet spätestens seit Greta Thunberg Menschen rund um den Globus Sorgen. Von den weltweit nicht weniger werdenden Kriegsschauplätzen, bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen, Flüchtlingsströmen und mit Gewalt unterdrückten Demokratiebewegungen ganz abgesehen. Als ob das nicht schon genug wäre, ist plötzlich an vielen Stellen gleichzeitig über eine "neue" Bedrohung zu lesen: die Biodiversitätskrise ist nicht mehr vom Tisch zu wischen.
Neu ist das (Aus-)Sterben von vielen Tier- und Pflanzenarten ja nicht. Inzwischen hat es allerdings eine Dimension bzw. eine Geschwindigkeit erreicht, die nicht nur Fachexperten und Forscher beunruhigt und viele vom "6. Massensterben" sprechen lässt - und die ersten 5 Mal, bei denen in der Erdgeschichte in relativ kurzer Zeit besonders viele Arten verschwanden, waren im Unterschied zu heute nicht menschengemacht.
Dass beispielsweise ca. 10 % der Insektenarten weltweit vom Aussterben bedroht sind, liegt sehr eindeutig am Menschen: Hauptursachen für das Verschwinden von Insektenarten sind Verlust an Lebensraum, der Klimawandel, Insektizide in der Landwirtschaft, Lichtverschmutzung und fremde (z.B. durch globalen Handel eingeschleppte) Arten.
Aber auch viele andere Arten sind massiv bedroht: Natürlich ist es dramatisch, und bringt das ökologische Gleichgewicht durcheinander, wenn große Säugetierarten aussterben - Pandabären, Nashörner und Schneeleoparden finden seit einigen Jahren wenigstens prominente, oft werbewirksame Fürsprecher und Menschen, die für die "herzigen Viecherln" spenden. Aber wen kümmert's, wenn eine winzige Mückenart ausstirbt? Das wird von 99,99% der Weltbevölkerung zunächst sehr wahrscheinlich nicht bemerkt. Wenn dann noch 1000 andere Mückenarten aussterben, dann sind das sicher nicht nur die Stechmücken (und sogar die haben neben ihrer "Lästigkeit" noch andere, ökologisch wichtige Aufgaben), sondern eben auch die, die eine wichtige Rolle in der Bestäubung von Pflanzen spielen. Das wiederum könnte recht schnell zu einem Problem werden, das uns wieder wirklich alle betrifft.
Insofern ist es höchste Zeit, dass wir uns diese "neue" Krise ganz genau anschauen - und vor allem sollten wir uns dringend damit beschäftigen, was wir gegen das Artensterben tun können. Ein paar Tipps, wie jede*r Einzelne von uns dazu beitragen kann, lesen Sie in meinem nächsten Blogartikel.
Quellen bzw. weiterlesen zum Thema Biodiversität: Ich habe hier zwei Bücher, einen Übersichtsartikel und 5 Reports bzw. kurze Studien für Sie verlinkt - je nach Lust, Laune und Zeitbudget!
"Über Leben - Zukunftsfrage Artensterben: Wie wir die Biokrise überwinden" - ein tolles Buch, inkl. Kapitel "Lehren aus Corona"
"Was hat die Mücke je für uns getan: Endlich verstehen, was biologische Vielfalt für unser Leben bedeutet" - unterhaltsam, spannend und eindringlich zugleich
IPBES 2019: The global assessment report on biodiversity and ecosystem services (summary for policymakers)
[Photo by Victor Grabarczyk on Unsplash]
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